Rentner Village im La Manga
Nachdem wir gestern im La Manga angekommen sind, konnten wir uns heute eine Übersicht über den Campingplatz verschaffen. Mit rund 1’600 Plätzen ist dieser sehr gross. Trotz Nebensaison ist der Campingplatz wohl zu ca. 70% bewohnt. Überall bewegt sich etwas. Was ist denn hier los? Gestern Abend sind wir an die Strandbar etwas trinken gegangen. Zuerst warteten wir 10 Minuten, dann servierte er direkt auf den dreckigen Tisch und…… Einfach zum Heulen. So habe ich die Spanier noch nie erlebt.
Wir gehen am nächsten Morgen zuerst mal an den hübschen Strand, welchen wir gestern noch gefunden hatten. Wir waren praktisch alleine. Das Meer ist hier eine Lagune, liegt also nicht direkt am Meer. Irene geht mit den Kindern und Cora ins Wasser. Und geht, und geht, und geht…. Ich sehe vom Strand aus nur noch kleine Köpfe, als es schreit…. Oha, Quallen! Niemand wird verletzt, aber plötzlich sind alle wieder bei mir am Strand. Es riecht hier etwas streng, so nach Schaf. Irene erinnert sich, dass sie beim Morgenspaziergang hier eine Schafherde vorbeigehen gesehen hatte. Plötzlich finden wir am Strand lauter kleine Kügeli. Und wir machen uns noch Gedanken wegen Cora…. Also, das Strandleben ist vorbei.
Zurück beim Auto gehen Irene und ich etwas einkaufen. Hier im Campingplatz steht ein Supermarkt, der problemlos in der Schweiz überleben könnte: Vom Akkuschrauber über Malerwerkzeug bis zu einem umfassenden Foodsortiment und – mein Lieblingsthema – ein ganzes Gestell mit Dutzenden unterschiedlichen Allways- und ob-Packungen…. Kulturschock!! Auf dem Rückweg öffne ich die Augen und finde einen riesigen Sportplatz, ein grosses Schwimmbad, Parkanlagen, Boggia-Bahnen, Minigolf, einen gemeinsamen Saal und – jetzt kommt’s – eine eigene Kirche. Die Campingplätze sind nur in ganz wenigen Fällen mit einem Reisefreundlichen Campingmobil bestückt. Häufig sind es riesige Wohnwagen, für die Ewigkeit hier parkiert und eingebaut, oder gleich Bungalows und sogar finnische Blocckhäuschen, alle schön eingepfercht in den Raster des Campingplatzes. Zudem haben die Leute hier eine Vorliebe für Gartenzäune. Mannshoch lassen die keinen Blick mehr durch und bieten so offensichtlich Privatsphäre – und Platz für die 150cm Satelittenschüssel. Die Mittagsruhe ist penibel nach nordeuropäischer Mentalität geplant und wird auch so gelebt. Zudem bilden sich Grüppchen, die Engländer, die Deutschen, die Holländer, … Im Weiteren habe ich seit meinem letzten Besuch im Altersheim nicht mehr so viele Rollatoren, elektrische Rollstühle, Krücken und Stützen gesehen. Und da finden Sich Plakate von mobilen Coiffeusen, einer Wahrsagerin, von gemeinsamen Bastel- und Tanzabenden… Und plötzlich fällt es wie Schuppen aus den Haaren -äh… Von den Augen: Das ist hier die Residenz von pensionierten Europäern, welche in der Wärme den Lebensabend geniessen möchten. Und plötzlich macht auch die Infrastruktur Sinn: Alles wie zu Hause, nur eben wärmer. Wir sind in einem Rentner Village gelandet. Das ist nicht schlecht, für die Rentner sogar sehr gut, aber das sind keine Reisende wie wir, welche neue Orte, Kulturen und Strände finden möchten.
Plötzlich sind wir hier inmitten von 2’000 Personen ziemlich alleine 😉
Wir packen unsere Siebensachen zusammen und machen uns noch am Abend nach einem feinen Znacht auf den Weg nach Norden. Zeit haben wir ja genug, vielleicht gibts nochmals ein Zwischenhalt.