Die Rückfahrt über Fes ins Spital

Zwischenzeitlich ist es bereits Donnerstag und es trennen uns fast 3000km von zu Hause, wo am Montag wieder das Leben beginnt. Wir müssen also etwas vorwärts machen und so nehmen wir heute die Route über die westlichen Ausläufer des hohen Atlas in den Angriff. Über mehrere Pässe führt die Strecke nochmals über 1900 MüM und bringt uns an einem Wald mit Berberaffen vorbei zurück zur Königsstadt Fes. Dort übernachten wir nochmals und möchten die Gelegenheit nutzen, um Souvenirs im Souk einzukaufen. Fes hat uns beim ersten Besuch schon gut gefallen und daher passt das perfekt.

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Tja… Und weil bei uns keine Reise ohne Spital- oder Arztaufenthalt funktioniert, haben wir auch hier ein Story parat: Wir sind also in Fes, etwas spät angekommen und möchten unbedingt noch einkaufen. Morgen ist Freitag (Sonntag für die Moslems) und der Souk ist morgen daher geschlossen. Also entscheiden wir uns, mit den Hunden in den Souk zu gehen – hat ja vorher auch funktioniert. Wir wissen, dass es in der Stadt unzählige Katzen hat und so sind unsere Hunde sichtlich beschäftigt.

Zuerst besichtigen wir die lokale Lederherstellung (sehr geschmackvoll, schliesslich wird Hühnerkacke und andere appetitlichen Zutaten für die Herstellung verwendet) und wenden uns dann dem lokalen Shopping zu. Wir kaufen in einem Geschäft nochmals eine hübsche Lampe, besuchen die Töpfereiabteilung und beschaffen uns etwas Geschirr und natürlich auch Gewürze. Zwischenzeitlich ist es dunkel und auch die letzten Läden machen jetzt  Feierabend. So gehen wir vollgepackt mit den Hunden zurück zum Auto, bis sich uns eine Katze in den Weg stellt. Normalerweise hauen diese ab, wenn wir mit den Hunden kommen. Nicht aber diese…. Die stellt sich hin, macht nen Katzenbuckel, lässt die Krallen ausfahren und stürzt auf Aramis zu. Cora dreht fast durch, ich habe mehrere Taschen in den Händen und Irène verteidigt mit Händen und Füssen unseren kleinen Wauwau vor diesem Katzenmonster 🙂

Das Resultat: Irène hat eine total verkratzte und verbissene rechte Hand. Gut haben wir Zuhause die Tollwut-Impfung für alle angeordnet  – das nimmt die Panik. Trotzdem ist aber ein Arztbesuch notwendig und so besuchen wir das Universitätsspital Hassan II, dem gemäss Berichten besten Spital in Marokko. Zuerst müssen wir uns aber 30 Minuten durch den Verkehr in Fes schlagen. Adrian führt uns mittels Google Maps und Satellitenkarten durch die Stadt und tatsächlich kommen wir dort an. Eingelassen werden wir nur zur Fuss – also Auto am Strassenrand abstellen und Irène und ich verschwinden für die nächste Zeit im Spital. Vor dem Eingang ein Riesentumult. Überall stehen und liegen Verletzte und Angehörige, rauchend, schwatzend, stöhnend…. OK, ist ja ein Spital. Wir werden reingelassen und in den Behandlungsraum geführt. Dieser ist schon rappelvoll mit da. 20 anderen Personen. Und nach einiger Zeit kommt jemand mit Kittel auf uns zu und fragt was passiert sei. Wir erklären die Angelegenheit (in feinstem Französisch) und gucken in ein marokkanisches Gesicht mit einem riesigen Fragezeichen mittendrin…. Er holt eine andere junge Person (in Jeans und Kaputzenpulli) und wir erklären das ganze nochmals. Und merken sofort; Das ist ein Arzt, der eigentlich nach Hause gehen wollte. Aber er versteht sofort und erklärt uns alles. Irènes Hand wird desinfiziert und verbunden (was wir beides vorher schon ausgiebig gemacht haben) und dann erhalten wir zwei Rezepte: Eines für eine Tetanus-Impfung (“Geht einfach in die nächste Notfall-Apotheke und holt Euch das da.”) und eines für ein Anti-Tollwut-Serum als Nachbehandlung (“Dazu geht Ihr am nächsten Tag in das Bureau d’Hygiene neben dem Palast”). Und Tschüss….

Die Behandlung im Spital kostet nichts und so dürfen wir mit den zwei Rezepten wieder gehen. Und damit beginnt die Suche nach der Notfall-Apotheke. Wir fahren die nächste (natürlich geschlossene) Apotheken an und finden nichts. Vor der Tür steht ein wartender 24h-Medizin-Transporter also frage ich ihn. Er hat keine Ahnung, weiss aber, dass bei der Apotheke wie bei uns steht, welche Apotheken denn nun Notfall-Dienst habe. Den Zettel finden wir auch (in arabisch geschreiben) aber die Apotheke zu finden…. unmöglich…

Und so fährt er mit Blaulicht voraus (und wir mit 90km/h) durch die Stadt hinter ihm her, bis wir nach 10 Minuten vor der Apotheke stehen. Das Geld, welches ich ihm als Dankeschön hinstrecke gibt er mir zurück, gibt mir die Hand und lächelt. Cool, Shokran!!

Also gehen wir in die Apotheke mit dem Rezept und erwarten, dass Irène hier eine Spritze erhält… Ne…. Wir erhalten eine Tüte mit dem Impfstoff und einer Einwegspritze. Kostet CHF 2.–. Do-it-Yourself…. Also fahren wir zu einem grossen Parkplatz, machen uns für die Nacht parat und als Gutenacht-Mümpfeli verpasse ich Irène die Tetanus-Spritze.

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Es ist 0100 Uhr, bis wir endlich schlafen können und um 0630 Uhr stehen wir auf. Da war ja noch was… Das andere Rezept und das Bureau d’Hygiene irgendwo beim Königspalast. Also, fahren wir los – wieder mit Adrian als Lotse. Als kleines Dankeschön muss sich Nicolas noch übergeben (glücklicherweise trifft er in das kurzfristig hingeschobene Becken) und so halten wir vor einem Gebäude in der Nähe des Palastes. Wir gehen mal fragen, wo das Bureau denn sein könnte – weil es ist hier alles arabisch angeschrieben. Und so bringt uns eine Person quer durch zwei Gebäude hinweg vor den Eingang des   “BH”. Hier erwarten uns Stühle und wir ahnen, was nun kommt. Es kommen immer mehr und mehr Personen, ein Riesengeschnatter in den Räumlichkeiten. Nur der zuständige Arzt, der kommt nicht. Respektive erst nach 90 Minuten. Wir kommen an dritter Stelle dran und so mache ich dem Arzt klar, was denn nun Sache ist, lege das Rezept hin und er spritzt Irène zwei grosse Spritzen ins Füdli. Kostet nichts, ich könne geben, was ich wolle (die hingestreckten 400 Dirham = 40 CHF) verschwinden in der rechten Hosentasche. Aha… So funktioniert das hier 🙂

Wir sind aber froh, dass alles erledigt ist und treten nun den Rückweg an. Es ist zwischenzeitlich Freitag, 1100 Uhr. Und es sind noch 2’700km vor uns….

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