Andalusien im Herbst 2012
30. September 2012:
Eigentlich wollten wir bereits am Freitag Nacht abfahren. Aber alle übrigen Arbeiten, Stress und Müdigkeit haben dazu geführt, dass wir erst am Samstag Nacht unterwegs sind. Vor uns liegen rund 1’400km, welche uns quer durch die Schweiz, durch Frankreich und schliesslich auf halbe Höhe von Spanien bringen. Das Ziel ist die Region um Valencia. Nachdem wir die ganze Nacht durchgefahren sind haben wir am Morgen endlich Barcelona erreicht. Erinnerungen an die Olympiade 1992 werden wach. Wir machen in Barcelona nur ganz kurzen Halt, schliesslich wollen wir in den Süden kommen…. Aber die Zeit reicht, um auf den Montjuic zu gelangen und gemeinsam mit den Kindern die unglaubliche Aussicht auf Barcelona zu geniessen: Sowohl die Sagrada Familia als auch das Olympische Stadion oder der Hafen, alles lag greifbar vor uns…. Danach fahren wir noch weiter in den Süden, bis wir in Sagento, kurz vor Valencia einen Campingplatz ansteuern. Wir geniessen das Strandleben am Kieselstrand vor dem Campingplatz. Das Wasser ist warm und die Sonne heiss… Ideal, um die Ferien zu starten. Vom Unwetter vor einigen Tagen sieht man hier nichts – mit Ausnahme der ziemlich hohen Wellen.
02. Oktober 2012:
Am dritten Ferientag fahren wir in Sagunto ab, um weiter in den Süden vorzudringen. Allerdings fahren wir wegen des Unwetters in einem grossen Bogen ins Landesinnere . Wir fahren vorbei an hübschen Städtchen mit alten Wehranlagen und natürlich auch schönen Hügeln mit Fernsicht und schliesslich eine unendlich Landschaft mit Milllionen von Olivenbäumen. Sogar eine richtig schöne Offroadpiste haben wir gefunden: Auf einem staubigen Weg über Schotter und ausgefahrene Wegrinnen fahren wir durch Olivenplantagen, über Hügel auf knapp 1’000 MüM und durch Schlammfelder. Erst am Schluss haben wir die Tafel angetroffen, dass der Weg nicht für motorisierte Fahrzeuge befahrbar ist…. Hier im Hinterland hat es kaum Häser, manchmal einen Bauernhof, der ein riesiges Feld mit Korn, Olivenbäumen, Wein oder Orangenbäumen bewirtschaftet. Nach einem langen Tag mit vielen Eindrücken sind wir am Campingplatz in Santa Elena unter den Pinienbäumen angekommen. Hier bleiben wir eine Nacht, bevor wir dann wieder zurück zur Küste fahren.
03. Oktober 2012:
Von Santa Elena fahren wir wieder weiter südwärts. Ziel ist Córdoba, eine südspanische Stadt, deren Einfluss der früheren maurischen Herrscher bis heute sehr stark spürbar ist. Überall wird man an den Orient erinnert, besonders spürbar bei der heutigen Kathedrale, welche früher ganz klar islamischen Zwecken diente. Die Innenbesichtigung haben wir dann doch ausgelassen, da relativ teuer (Eur 50), zudem für die Kinder halt nur mässig spannend, im weiteren ist fotografieren verboten und zuletzt ist ‘no perros’ (keine Hunde). Córdoba’s Altstadt ist wunderschön, alles wird renoviert, die Maler schieben Überstunden. Córdoba möchte 2016 Europakulturhauptstadt werden und richtet sich bereits schon intensiv darauf ein. Gar nicht so einfach, einen nahen Campingplatz am Meer zu finden, in dem Hunde erlaubt sind… Wir fahren in Richtung Málaga und Marbella. Absoluter Kulturschock: Die Küste ist auf jedem cm zubetoniert. Riesige Hotelanlagen, Abertausende Ferienhäuser und Appartements. schon weit im Hinterland wird deutlich, was uns an der Küste am liebsten zum Umkehren bewogen hätte: Hier ist kaum Platz für uns…. Die Kinder haben gesiegt, wir sitzen nun am Campingplatz, zwar einige Meter vom Meer weg, aber ohne Hundeprobleme, mit viel Infrastruktur (Schwimmbad, Spielplatz, sogar Animation). Wir werden den Platz voraussichtlich für zwei, drei Tage nutzen, um die umliegenden Strände zu besuchen, zu baden und dann und wann mal etwas in der umliegenden Nähe abzuklappern. Mal schauen, ob da wirklich alles so zugepflastert ist…..
04. Oktober 2012:
Eigentlich wollten wir ja einige Tage in Marbella bleiben. Da hat uns aber der Kammerjäger einen Strich durch die Rechnung gemacht: Wir sitzen gemütlich beim z’Mörgele, als plötzlich ein Fahrzeug mit riesiger Spritze auffährt. Auf dem Fahrzeug sitzt ein vollverpackter Mitarbeiter mit Gasmaske und spritzt die Bäume mit irgendetwas voll, was ganz sicher nicht gesund ist. OK, wir packen schleunigst zusammen und verlassen den soeben eingenebelten Ort. Die Kinder wollen aber trotzdem endlich ans Meer und so fahren wir zum hundetauglichen FKK-Strand, behalten unsere Hüllen an und lassen die Kinder -gut beschützt durch Cora – rund um die paar Nackten Baden. Fazit: Der Strand war schön, die Nackten weniger… Wir entscheiden ins den Süden zu fahren, schliesslich wollen wir endlich Afrika sehen und so fahren wir so nahe wie möglich nach Afrika. Am Tor von Europa in Gibralter vorbei, landen wir schliesslich im Surferparadies Tarifa. Mit dem Campingplatz Rio Jara haben wir dann auch voll ins Schwarze getroffen. Direkt vor dem Campingplatz liegt ein grandioser Sandstrand, unendlich lang und fast ebenso breit. Ein Paradies zum Sändele und für Cora ein unendliches Auslaufgebiet ohne Verbote, aber mit vielen vierbeinigen Kollegen. Die Kinder (und auch wir) geniessen das kühle, wellige Atlantikwasser und die heissen Temperaturen. Der Campingplatz ist toll und bietet fast alles was wir brauchen. Wir werden hier überwintern . Vom 4. auf den 5. Oktober haben wir übrigens unsere 100ste Campingnacht im Büssli verbracht. Das haben wir in der Surferstadt Tarifa mit Vino und Feinsten Tapas gefeiert. Ein Genuss!!!
07. Oktober 2012:
Nachdem wir den Strand von Tarifa ausgiebig genossen haben, geht es nun wieder langsam zurück. Der Nationalpark Gabo da Gata in der Nähe der Stadt Almeria steht auf dem Programm. Der Nationalpark besteht aus vulkanischem Grund (nicht mehr aktiv) und liegt in einer der regenärmsten Regionen Europas. Traumhafte Steppengebiete und nur minimalen Tourismus mit wunderbar klaren Wasser – das gibt es dort. Bevor wir dort aber ankommen, müssen wir auch durch die “Costa Plastifica”, dort wo die Bauern mit riesigen, plastikbedeckten Plantagen Obst und Gemüse für Europa produzieren. Der Nationalpark darf aber auch genutzt werden und so findet sich ein hübsches Strassennetz, welches Fischerdörfer verbindet. Neben Ferienhäusern und Hotels befindet sich dort sogar ein Campingplatz. La Caleta liegt direkt am Sandstrand des Meeres. Hier geniessen wir zwei hübsche, aber seeeeehr heisse Tage. Dank der felsigen Küstenteile konnten wir hier auch ausgiebig Schnorcheln.
09. Oktober 2012:
Die Tage vergehen und wir geniessen Strand und Sonne. Aber die Rückfahrt kommt immer näher und so ist klar, dass wir heute Andalusien verlassen werden. Nach dem Frühstück verlassen wir den Campingplatz La Caleta und besuchen noch kurz das Fischerdorf San José, bevor wir den Campingplatz verlassen. Dieser Ort ist ein kleiner Tourismusmagnet und für seine Dünenstrände bekannt, welche über eine Staubpiste erreicht werden. Wir haben nur ganz wenig Zeit und schauen uns daher den Strand nur von Weitem an. So und dann geht es in die Desierto de Tabernas, einer der wenigen geologisch definierten Wüsten Europas. Die Gegend ist weltbekannt, wurden doch dort schon viele Filme wie Indiana Jones und unzählige Western gedreht. So hat es dort auch zwei Cinema Parks, in welchen Westernstädte (Filmkulissen) besucht und Western Shows angeschaut werden können. Der Eintrittspreis von EUR 71 hat uns dann aber abgeschreckt. So sind wir mit dem Büssli einige Zeit alleine in der steppenartigen Wüste herumgefahren und haben die Einsamkeit, die sandigen Pisten und die tolle Natur genossen. Zwischendrin haben wir dann auch plötzlich ein Englisches Drehset gefunden, welches dort gerade einen Film dreht. Das Thermometer stieg gegen 36 Grad – ziemlich heiss, aber unbeschreiblich schön. Auch wenn es dieses Jahr mit Marokko nicht geklappt hatte: Wir waren mit unserem Büssli in der Wüste 😉 Irgendwann mussten wir uns von den Pisten in der Wüste Tabernas losreissen und so fuhren wir weiter nordwärts aus Andalusien nach Murcia. Hier haben wir vielerorts noch die Schäden gesehen, welche der Sturm vor zwei Wochen hinterlassen hat. Gegen Abend erreichen wir den Campingplatz an der La Manga, einen Küstenort südlich von Alicante. Hier werden wir wohl nochmals etwas Sonne geniessen, bevor es dann am Donnerstag definitiv heimwärts geht…
10. Oktober 2012:
Nachdem wir gestern im La Manga angekommen sind, konnten wir uns heute eine Übersicht über den Campingplatz verschaffen. Mit rund 1’600 Plätzen ist dieser sehr gross. Trotz Nebensaison ist der Campingplatz wohl zu ca. 70% bewohnt. Überall bewegt sich etwas. Was ist denn hier los? Gestern Abend sind wir an die Strandbar etwas trinken gegangen. Zuerst warteten wir 10 Minuten, dann servierte er direkt auf den dreckigen Tisch und…… Einfach zum Heulen. So habe ich die Spanier noch nie erlebt. Wir gehen am nächsten Morgen zuerst mal an den hübschen Strand, welchen wir gestern noch gefunden hatten. Wir waren praktisch alleine. Das Meer ist hier eine Lagune, liegt also nicht direkt am Meer. Irene geht mit den Kindern und Cora ins Wasser. Und geht, und geht, und geht…. Ich sehe vom Strand aus nur noch kleine Köpfe, als es schreit…. Oha, Quallen! Niemand wird verletzt, aber plötzlich sind alle wieder bei mir am Strand. Es riecht hier etwas streng, so nach Schaf. Irene erinnert sich, dass sie beim Morgenspaziergang hier eine Schafherde vorbeigehen gesehen hatte. Plötzlich finden wir am Strand lauter kleine Kügeli. Und wir machen uns noch Gedanken wegen Cora…. Also, das Strandleben ist vorbei. Zurück beim Auto gehen Irene und ich etwas einkaufen. Hier im Campingplatz steht ein Supermarkt, der problemlos in der Schweiz überleben könnte: Vom Akkuschrauber über Malerwerkzeug bis zu einem umfassenden Foodsortiment und – mein Lieblingsthema – ein ganzes Gestell mit Dutzenden unterschiedlichen Allways- und ob-Packungen…. Kulturschock!! Auf dem Rückweg öffne ich die Augen und finde einen riesigen Sportplatz, ein grosses Schwimmbad, Parkanlagen, Boggia-Bahnen, Minigolf, einen gemeinsamen Saal und – jetzt kommt’s – eine eigene Kirche. Die Campingplätze sind nur in ganz wenigen Fällen mit einem Reisefreundlichen Campingmobil bestückt. Häufig sind es riesige Wohnwagen, für die Ewigkeit hier parkiert und eingebaut, oder gleich Bungalows und sogar finnische Blocckhäuschen, alle schön eingepfercht in den Raster des Campingplatzes. Zudem haben die Leute hier eine Vorliebe für Gartenzäune. Mannshoch lassen die keinen Blick mehr durch und bieten so offensichtlich Privatsphäre – und Platz für die 150cm Satelittenschüssel. Die Mittagsruhe ist penibel nach nordeuropäischer Mentalität geplant und wird auch so gelebt. Zudem bilden sich Grüppchen, die Engländer, die Deutschen, die Holländer, … Im Weiteren habe ich seit meinem letzten Besuch im Altersheim nicht mehr so viele Rollatoren, elektrische Rollstühle, Krücken und Stützen gesehen. Und da finden Sich Plakate von mobilen Coiffeusen, einer Wahrsagerin, von gemeinsamen Bastel- und Tanzabenden… Und plötzlich fällt es wie Schuppen aus den Haaren -äh… Von den Augen: Das ist hier die Residenz von pensionierten Europäern, welche in der Wärme den Lebensabend geniessen möchten. Und plötzlich macht auch die Infrastruktur Sinn: Alles wie zu Hause, nur eben wärmer. Wir sind in einem Rentner Village gelandet. Das ist nicht schlecht, für die Rentner sogar sehr gut, aber das sind keine Reisende wie wir, welche neue Orte, Kulturen und Strände finden möchten. Plötzlich sind wir hier inmitten von 2’000 Personen ziemlich alleine Wir packen unsere Siebensachen zusammen und machen uns noch am Abend nach einem feinen Znacht auf den Weg nach Norden. Zeit haben wir ja genug, vielleicht gibts nochmals ein Zwischenhalt.
11. Oktober 2012:
So, nun sind wir am Donnerstag Abend in La Manga angefahren. Irene und ich haben uns regelmässig abgewechselt, aber irgendwann um ca. 0500 Uhr brauchen wir relativ kurz vor der französischen Grenze nochmals eine Pause. Auf dem Rastplatz halten wir für ca. 90 Minuten und fahren anschliessend weiter. Kurz nach der Grenze suchen wir einen Bäcker, kaufen Brot und machen uns auf zum Strand. Wir fahren ca. einen Kilometer auf dem Strand und suchen uns ein sonniges Plätzchen, wo wir gemütlich frückstücken können: Stühle und Tisch raus, Gasherd an, um Kaffee zu kochen und das frische französische Weissbrot mit spanischer Butter, Feigenkonfi (von Hero, in Spanien gekauft) und Chorizo in der warmen Sonne direkt am Meer mitten im Sand geniessen…. Schööööön! Trotzdem: wir machen dann in Montepellier nochmals Halt, gehen durch die Dünen zum Strand (Chiens interdit, aber wir können ja nicht Französisch) und wollen nochmals etwas Meer geniessen. Ist aber eisig kalt und so entscheiden wir, in die Schweiz durchzufahren. Wir hatten ca. 900km hinter uns, dann schaffen wir die restlichen 700km auch noch…. Nach einigen Hundestops sind wir dann um ca. 1800 in Genf angekommen. Es ist schönes Wetter und wir haben Hunger. Also ab der Autobahn und irgendwo im Sonnenschein wieder: Stühle raus, Tisch raus, Gasherd an und Pasta mit Speck-Zwiebel-Knoblauch-Käse-Rahm-Tomaten-Sauce. Wir geniessen den letzten Campingabend und lassen uns von den gelegentlich vorbeifahrenden Autos nicht stören…. Um 2130 Uhr sind wir schliesslich in Eiken angekommen. Die Herbstferien sind schon fast fertig. Dafür wartet ein riesengrosses Haus mit einem bequemen Bett auf uns. Noch schnell ein Kaffee aus der Kaffeemaschine und ab in die Heia, begleitet von süssen Träumen von Olivenbäumen, roter Erde, riesigen Sandstränden am Atlantik, den Kite Surfern, der Wüste Tabernas und dem Salzwasser im Meer, dem Duft des Neuen, dem Geschmack der Tapas und des feinen Rioja….
Update: Hier noch die vollständige Route mit einigen Waypoints: http://www.findmespot.com/spotadventures/index.php/view_adventure?tripid=316503